Hilfe für die ukrainische Hämatologie-Versorgung

Gesundheitsversorgung in Zeiten des Krieges: Das MLL Münchner Leukämielabor unterstützt das Netzwerk „Help for Ukrainian Hematology Patients“, eine globale Initiative für die hämatologische Versorgung von Patientinnen und Patienten in der Ukraine. Blut- oder Knochenmarksproben aus der Ukraine werden im Rahmen des Projekts wöchentlich an das MLL geschickt, Ergebnisse erhalten die Einsender innerhalb weniger Tage kostenlos. 1200 Proben und über 4800 verschiedene Analysen kamen dabei bisher zusammen.

In der Ukraine gab es Anfang der 2020er kaum intensive Krebstherapien wie die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation oder entsprechende pädiatrische Programme. Immerhin sechs lokale Behandlungszentren führten Methoden der autologen Hämotherapie durch, und einige Krankenhäuser sind Mitglied des European LeukemiaNet (ELN). Die meisten ukrainischen Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen wurden noch 2021 außerhalb des Landes oder nicht „state of the art“  behandelt. In diesem Kontext wurden das ELN und das Worldwide Network of Blood & Marrow Transplantation (EBMT) gebeten, u.a. beim Aufbau von Programmen zur allogenen Stammzelltransplantation bei Erwachsenen im Lande zu helfen.

Krankenhausbesichtigungen und die Etablierung eines telemedizinischen Programms konnten seitdem unter stetiger Leitung von Prof. Dr. med. Dietger Niederwieser (Leipzig) durchgeführt werden, bevor dann im Februar 2022 der Einmarsch der Russischen Föderation in die Ukraine erfolgte. In dessen Folge wurde mit Blick auf die immensen Beeinträchtigungen auch der ukrainischen Gesundheitsversorgung das Netzwerk „Help for Ukrainian Hematology Patients (HUP)“ gegründet, um eine nachhaltige Versorgung für Hämatologie-Patienten in der Ukraine aufzubauen und u.a. durch wöchentliche Videokonferenzen die wichtigsten Hindernisse für die Hämatotherapie zu adressieren. Beteiligt sind seitdem die wichtigsten internationalen Hämatologie- und Transplantations-Organisationen (ASH, ASCO, EHA, DGHO, ECO bzw. WBMT, EBMT, ASTCT) sowie Ärzte aus vielen ukrainischen Einrichtungen, zudem das örtliche Gesundheitsministerium und die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In Folge unterstützen auch Partnerstädte, verschiedene Regierungen und die EU-Kommission die Initiative.

Das MLL Münchner Leukämielabor übernimmt in diesem Zusammenhang seit Ausbruch des Krieges die komplexe Leukämiediagnostik. Wir haben mittlerweile über 1200 Proben und über 4800 verschiedene Analysen durchgeführt und die Befunde auf Englisch umgehend an die Zentren in der Ukraine gesendet. Blut- oder Knochenmarksproben aus der ganzen Ukraine werden dazu wöchentlich in Kiev gesammelt und mittels Kurierfahrer an das MLL geschickt, um zytologisch, zytogenetisch, immunphänotypisch und umfassend auch molekulargenetisch untersucht zu werden. Ergebnisse werden den ukrainischen Krankenhäusern innerhalb weniger Stunden bis Tagen – in allen Fällen auf Kosten des MLL – zur Verfügung gestellt.

Das HUP-Netzwerk setzt sich insgesamt ein für die Patientenversorgung im In- und Ausland, die Erfassung von fehlenden Medikamenten, Geräten und Vorräten und die Verbesserung der hämatologischen Diagnostik. Weiterhin sind Aufgaben die Einrichtung eines europäischen Tumor- und Transplantationsausschusses, die Pflege eines Spenderregisters sowie die Gründung einer nationalen Transplantationsgesellschaft. Auch die Erstellung eines landesweiten Notfallplans sowie die Standardisierung von Verfahren und Prozessen wird verfolgt. Die gelungene Zuweisung von Patienten an Transplantationszentren in der Ukraine und Europa, die Lieferung von Medikamenten und Laborausrüstung sowie das wöchentliche Tumorboard der EBMT unter Leitung von Prof. Niederwieser sind nur einige der besonderen, unter widrigsten Umständen erreichten Meilensteine, die der unermüdliche Einsatz der zahlreichen Partner des Netzwerks ermöglicht haben.

Trotz der hochproblematischen, von Krieg und medizinischer Ressourcenarmut geprägten Lage vor Ort konnte durch die solidarische Zusammenarbeit internationaler Gesellschaften, privatwirtschaftlicher Einrichtungen wie dem MLL und der engagierten Ärzte und Funktionäre vor Ort ein beispielhaftes Versorgungssystem für hämatologische Patienten aufgebaut werden. Zudem ist der Einsatz neuer Technologien inklusive der Telemedizin entscheidend. Es wird zu erproben sein, ob diese seit mehr als zwei Jahren bewährte Blaupause auch in weiteren Regionen mit entsprechenden Notlagen kopiert und adaptiert werden kann.

>> Das Projekt wurde auch von Herrn Prof. Niederwieser als Vortrag im Rahmen des 65. Jahresmeetings der American Society of Hematology ASH in San Diego im Dezember 2023 vorgestellt:

https://ash.confex.com/ash/2023/webprogram/Paper185883.html  

Hilfe für die ukrainische Hämatologie-Versorgung
MLL: Hilfe für die ukrainische Hämatologie-Versorgung.

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Roman Möhlmann

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