Neuer Score zur Risikovorhersage bei klonalen Zytopenien
25. März 2025
Neue Horizonte in der Leukämieforschung:
Ausgewählte Paper im Fokus
Eine kürzlich
erschienene Studie von Xie et al., publiziert im Fachjournal „Blood",
präsentiert ein Modell zur Vorhersage der Progression von klonaler Zytopenie
unbestimmter Signifikanz (CCUS) zu myeloischen Neoplasien (MN). Die Forschenden entwickelten den Clonal Cytopenia Risk
Score (CCRS), der auf drei Schlüsselfaktoren basiert. MLL-Geschäftsführer Prof. Dr. med. Dr. phil. Torsten Haferlach gab
seine Einschätzung zu dieser Studie in einem Blood-Kommentar.
Myeloische
Vorläuferläsionen, wie die klonale Hämatopoese unbestimmten Potenzials (CHIP)
und die klonale Zytopenie unbestimmer Signifikanz (CCUS), stellen im klinischen
Kontext eine Herausforderung dar, da sie das Risiko für die Progression zu myeloischen
Neoplasien (MN) bergen. CCUS
ist durch persistierende Zytopenien unklarer Ätiologie, die länger als 4 Monate
bestehen, gekennzeichnet. Zudem definiert sie sich durch den Nachweis einer
oder mehrerer chromosomaler Aberrationen oder somatischer Mutationen mit einer
Allelfrequenz von ≥ 2% (häufig
in Genen wie DNMT3A, TET2 und ASXL1). Die Patientinnen und Patienten erfüllen jedoch nicht die
Diagnosekriterien für MN, da keine signifikanten Dysplasien oder eine erhöhte
Blastenzahl vorhanden sind. Auch wenn es neuere Risikomodelle gibt, die das Progressionsrisiko von CHIP
zu MN vorhersagen, fehlen für CCUS validierte Risikowerte, die auf großen
Kohorten basieren.
Studienergebnisse im Detail
In der November-Ausgabe von Blood präsentierten Xie et al. mit dem Clonal Cytopenia Risk Score (CCRS) ein innovatives Risikobewertungsmodell. Die Studie von Xie et al. analysierte 357 Patientinnen und Patienten mit CCUS aus 17 akademischen Zentren und identifizierte drei wesentliche ungünstige prognostische Faktoren: das Vorhandensein von Splicing-Mutationen, eine niedrige Thrombozytenzahl (<100 x 10⁹/L) und das Vorhandensein von zwei oder mehr Mutationen (Abbildung 1). Mithilfe des CCRS werden Patienten in drei Risikogruppen eingeteilt: niedrig, intermediär und hoch. Die 2-Jahres-Kumulative Inzidenz von MN betrug 6,4% für die Niedrigrisikogruppe, 14,1% für die Intermediärgruppe und 37,2% für die Hochrisikogruppe.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Torsten Haferlach, Geschäftsführer des MLL, veröffentlichte ebenfalls in Blood einen Kommentar zu dieser Studie. Der CCRS verbessere nicht nur die Vorhersagekraft, sondern eröffne auch neue Wege für gezielte oder präventive therapeutische Strategien, die das klinische Management von Patientinnen und Patienten mit CCUS transformieren können, so Haferlach (Abbildung 2).
Der Score
erleichtere eine präzisere Bewertung des Progressionsrisikos und könnte
wertvoll für die Gestaltung und den Vergleich zukünftiger klinischer Studien
sein. Prof. Dr. Dr. Haferlach betonte, dass insbesondere die Integration genetischer,
klinischer und molekularer Daten einen wichtigen Schritt in Richtung
Präzisionsmedizin darstelle, die eine personalisierte Therapie ermöglicht.
Diese Studie sei zudem ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist,
wissenschaftliche Daten mit institutionsübergreifenden und internationalen
Partnerschaften zu kombinieren und so das gemeinsame Wissensspektrum zu
erweitern.

Für
weitere Informationen und Zugang zu den vollständigen Publikationen besuchen
Sie bitte die Webseite der Zeitschrift „Blood":
Xie Z et al. Risk
prediction for clonal cytopenia: multicenter real-world evidence. Blood. 2024. 144
(19): 2033–2044. Risk prediction for clonal cytopenia: multicenter real-world evidence |
Blood | American Society of Hematology (ashpublications.org)
Haferlach T.
A simple score for clonal cytopenias. Blood.
2024. 144 (19): 1981–1982. A simple score for clonal cytopenias | Blood | American Society of
Hematology (ashpublications.org)

»Bei weiteren Fragen zu diesem Themenkomplex kontaktieren Sie uns gern!«
Dr. rer. nat. Katharina Hörst
Medical Writer