Molekulares Monitoring bei der AML: Nicht nur prognostisch, sondern prädiktiv?

23. Juni 2025

Neue Horizonte in der Leukämieforschung: Ausgewählte Paper im Fokus

In einer kürzlich veröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift Lancet Haematology wurden die Ergebnisse von zwei randomisierten, kontrollierten Phase-3-Studien präsentiert, der „UK NCRI AML17“ und der „AML19“. Beide Studien untersuchten den Einfluss des molekularen Monitorings auf das Überleben von Erwachsenen mit akuter myeloischer Leukämie (AML) und zielten darauf ab, zu klären, ob eine Therapieanpassung basierend auf den Ergebnissen der messbaren Resterkrankung (MRD) das Überleben der Patientinnen und Patienten verbessern kann.

Laut Potter et al. ist dies die erste randomisierte Studie, in der ein molekulares MRD-Monitoring und eine MRD-gesteuerte Behandlung mit der klinischen Standardbehandlung ohne Monitoring verglichen wurde. In den beiden Studien wurden Patientinnen und Patienten im Alter von 16 bis 60 Jahren mit neu diagnostizierter AML auf molekulare Marker hin untersucht, die für das Krankheitsmonitoring geeignet sind, darunter NPM1-Mutationen und Fusionsgene. Insgesamt wurden 637 Patientinnen und Patienten anschließend zufällig randomisiert:

  • Gruppe 1: sequenzielles molekulares MRD-Monitoring während der Behandlung und in den anschließenden 3 Jahren
  • Gruppe 2: standardmäßige klinische Versorgung ohne molekulares Monitoring 

Studienergebnisse im Detail

Die Ergebnisse zeigten, dass das MRD-Monitoring das Gesamtüberleben in der gesamten Studienpopulation nicht verbesserte: Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 4,9 Jahren betrug das Gesamtüberleben nach 3 Jahren 70% (95% Konfidenzintervall (KI): 66-75) in der Monitoring-Gruppe und 73% (95% KI: 68-80) in der Gruppe ohne Monitoring (Abbildung 1).

Abb. 1: Gesamtüberleben nach randomisierter Gruppe (Monitoring oder kein Monitoring), unter Berücksichtigung aller rekrutierten Patientinnen und Patienten in beiden Studien.

Es konnte jedoch ein Überlebensvorteil für Patientinnen und Patienten mit NPM1- und FLT3-ITD-Mutationen festgestellt werden, die dem MRD-Monitoring zugeordnet waren (Abbildung 2). In dieser Gruppe betrug die 3-Jahres-Überlebensrate 69% (95% KI 60–79) im Vergleich zu 58% (95% KI: 45–74) in der Gruppe ohne Monitoring (Hazard ratio (HR): 0,53; 95% KI 0,31-0,91; p=0,021). Für Patientinnen und Patienten mit NPM1-Mutationen ohne FLT3-ITD oder mit Fusionsgen-Transkripten zeigte sich kein Überlebensvorteil durch MRD-Monitoring. 

Abb. 2: Gesamtüberleben je nach Randomisierung (Monitoring oder kein Monitoring) für Patientinnen und Patienten mit NPM1- und FLT3-ITD-Mutationen.

MRD ist als prognostischer Biomarker bei der AML bereits gut etabliert. Die Daten dieser Studie deuten nun darauf hin, dass MRD nicht nur als prognostischer, sondern auch als prädiktiver Biomarker fungieren kann. In bestimmten molekularen Subgruppen können therapeutische Maßnahmen auf Grundlage der MRD-Ergebnisse das Gesamtüberleben der Patientinnen und Patienten verbessern. Dies kann zu einem gezielteren und personalisierten Therapieansatz führen, insbesondere für Patientinnen und Patienten mit spezifischen genetischen Markern.

Für weitere Informationen und Zugang zu der vollständigen Publikation besuchen Sie bitte die Webseite der Fachzeitschrift Lancet Haematology.

Quelle

Potter N et al Molecular monitoring versus standard clinical care in younger adults with acute myeloid leukaemia: results from the UK NCRI AML17 and AML19 randomised, controlled, phase 3 trials. Lancet Haematol. 2025;12(5):e346-e356. https://www.thelancet.com/journals/lanhae/article/PIIS2352-3026(25)00037-7/fulltext

Die Autorin

»Bei weiteren Fragen zu dieser Studie kontaktieren Sie uns gern!«

Dr. rer. nat. Katharina Hörst

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