Wachstum, Fortschritt und Dank: Der MLL-Jahresrückblick 2024

Das MLL Münchner Leukämielabor blickt auf ein Jahr voller Meilensteine zurück: Innovationen in der Diagnostik, wegweisende Forschung, nachhaltige Projekte und der Ausbau internationaler Kooperationen prägten 2024. Wir setzen weiterhin Standards im Dienst der Patientinnen und Patienten. In unserem Jahresrückblick informieren wir über Zahlen und Fakten, neue Methoden der Diagnostik und personalisierten Patientenversorgung, preisgekrönte Arbeiten, den deutschlandweiten Probentransportservice und weitere Highlights des Jahres.

Ein erfolgreiches Jahr im Dienste der Patientinnen und Patienten

„Mögest du in interessanten Zeiten leben“ ist ein bekanntes geflügeltes Wort möglicherweise chinesischer Herkunft, und in der Tat, in interessanten Zeiten leben wir. Trotz aller gesellschaftlichen sowie innen- und geopolitischen Wandel bleibt der Fokus auf unsere zentrale Aufgabe unverrückbar: die Patientenversorgung. Das MLL Münchner Leukämielabor blickt ein Jahr vor seinem 20-jährigen Jubiläum auf ein erfolgreiches Jahr zurück, geprägt von Innovation und Wachstum.

2024 war gekennzeichnet von verschiedenen Meilensteinen: Neben der Ausweitung diagnostischer Verfahren und des Einsatzes künstlicher Intelligenz (KI) wurden internationale Kooperationen und Innovationsaktivitäten weiter intensiviert. Mit nun über 350 Mitarbeitenden, einer Laborfläche von 9.000 m² und einer Gesamtprobenanzahl von über 133.000 konnte die Diagnostik weiter vorangetrieben werden, unterstützt durch modernste Technologien. Unser einzigartiger interdisziplinärer und methodenübergreifender Ansatz (Zytomorphologie, Immunphänotypisierung, Chromosomenanalyse und FISH, Molekulargenetik sowie Klassische Hämatologie) erfolgt unter höchsten Qualitätsstandards (ISO- und CAP-Akkreditierungen).

Neben der Diagnostik legen wir weiterhin großen Wert auf Forschung, innovative Netzwerke und internationale Kooperationen, darunter EU-Projekte wie Horizon 2020 und GenoMed4All, sowie das von uns initiierte Genomnetzwerk Hämatologie (www.genomnet.de), um die Position als weltweit führendes Referenz- und Forschungslabor weiter zu festigen. Mit 48 neuen Publikationen in 2024 wuchs unser wissenschaftliches Œuvre auf über 800 peer-reviewed Publikationen seit der Gründung Im August 2005. Im MLL MVZ als Praxis werden nach wie vor über 5.000 Patientinnen und Patienten zur Diagnostik, zur Therapie und zur Beratung im Rahmen von Zweitmeinungen pro Jahr ambulant gesehen.

Ausbau der Diagnostik- und Service-Angebote

Zur sensitiveren Untersuchung der messbaren Resterkrankung (MRD) in der akuten myeloischen Leukämie (AML) wurde am MLL ein molekulares Panel mit einer Sensitivität von 0,1 % eingeführt, unterstützt durch Technologien wie Next-Generation Sequencing (NGS) mit molekularen Barcodes (UMI). Diese Methode verbessert die Genauigkeit der MRD-Diagnostik und hilft, individuelle Patientenstrategien und eine personalisierte Nachsorge zu entwickeln, gemäß den neuen Leitlinien von European LeukemiaNet, an denen das MLL beteiligt ist.

Darüber hinaus konnten wir unsere Methodik um den Einsatz der Durchflusszytometrie zur Messung der MRD bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) erweitern. Mit einem hochsensitiven MRD-Panel, das die Kriterien der ERIC-Leitlinien erfüllt, erreicht das MLL eine Nachweisgrenze von 0,001%. Dies ermöglicht eine präzise Überwachung der Krankheit, insbesondere bei der Behandlung mit zielgerichteten Therapien wie BCL-2-Inhibitoren.

Auf der Serviceseite etablierten wir zum Jahresende die Einführung eines deutschlandweiten Probentransportservices. Dieser ermöglicht es unseren Einsenderinnen und Einsendern, Proben über Nacht sicher und zuverlässig in unser Labor zu transportieren, was zur Qualität und Geschwindigkeit der Diagnostik beiträgt. Zahlreiche Einsenderinnen und Einsender nutzen diesen Service bereits aktiv, der Rollout wird in Q1 und Q2 2025 fortgesetzt.

Qualifizierung auf höchstem Niveau: Fortbildungen am MLL

Vom 22. bis 24. April fand die jährliche MLL Academy in München statt, mit 14 internationalen Teilnehmenden aus Medizin und Wissenschaft. Die Veranstaltung bot eine Mischung aus Theorie, Praxis und interaktiven Diskussionen zu Leukämie- und Lymphom-Diagnostik. Schwerpunkte waren Zytomorphologie, Immunphänotypisierung, Genomsequenzierung und KI-gestützte Optimierungen.

Am 19. Juni fand eine hybride Fortbildung zu Sichelzellkrankheit und Thalassämien statt, organisiert von LMU Ludwig-Maximilians-Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III,  und dem MLL. Über 135 Personen nahmen teil, online und vor Ort. Im Fokus standen Diagnostik und neue Therapiekonzepte. Besonders beleuchtet wurde die oft unerkannte alpha-Thalassämie, die nur molekulargenetisch nachweisbar ist.

Vernetzung und interdisziplinärer Austausch

Internationale Vernetzung und interdisziplinärer Austausch sind zentral für die moderne medizinische Forschung und Anwendung. Eine MLL-Delegation bestehend aus sieben Führungskräften besuchte im Frühjahr 2024 die renommierten Institutionen Mayo Clinic (Rochester, Minnesota) und ARUP Laboratories (Salt Lake City) in den USA. Im Fokus standen der fachliche Austausch und die Diskussion innovativer Diagnostikmethoden. Themen wie der Einsatz von Next-Generation Sequencing (NGS), neue Ansätze zur Messung der minimalen Resterkrankung (MRD) und der verstärkte Einsatz von KI wurden erörtert. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung enger globaler Kooperationen, um die Qualität zu halten und gleichzeitig zu schnelleren Diagnosen zu kommen. Das MLL Team konnte wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise der Partnerinstitutionen gewinnen und gemeinsam Ansätze entwickeln, um die Diagnostik weiter zu optimieren. Eine enge Kooperation und ein Ko-Development wurden vereinbart und haben begonnen.

Auf zahlreichen hochkarätigen Fachveranstaltungen sprachen die MLL-Geschäftsführer sowie weitere Expertinnen und Experten des MLL über neueste Trends und Entwicklungen bei Therapie und Diagnostik, sowie über die wichtige Rolle von KI in der modernen Medizin – u.a. bei der DLD Munich 2024, der führenden europäischen Konferenz für Innovation und Technologie, der Messe analytica, dem DGHO-Jahreskongress und dem Gesundheitsforum der Süddeutschen Zeitung.

Vom 7. bis 10. Dezember 2024 versammelten sich in San Diego die international führenden Köpfe der Hämatologie zum 66. Annual Meeting & Exposition der American Society of Hematology (ASH). Auch das MLL Münchner Leukämielabor war wieder mit zahlreichen Beiträgen dabei. Unsere thematischen Highlights umfassen neueste Erkenntnisse und Studien zur klonalen Hämatopoese und myeloischen Leukämien, zu genetischen und phänotypischen Besonderheiten hämatologischer Erkrankungen, zur genetischen Charakterisierung lymphatischer Neoplasien und zu SH2B3-Mutationen und ihrer Rolle in hämatologischen Malignitäten.

Blick auf die Rahmenbedingungen

Das MLL befasst sich seit der Veröffentlichung im Mai 2024 umfassend mit den Implikationen des EU AI Acts, des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes (GDNG) und des Digital-Gesetzes (DigiG) für die Nutzung von Gesundheitsdaten, insbesondere im Forschungsbereich. Insgesamt sollen die Gesetze einen Ausgleich zwischen Datennutzung und Schutz der Persönlichkeitsrechte schaffen, Innovationen im Gesundheitssektor fördern und den Einsatz von KI in der EU regulieren. Dies beobachten und nutzen wir als unsere Grundlage sowohl bei Technologieanwendungen als auch bei der Datenschutzkonformität und im Sinne guter Wissenschaftskommunikation auch medial.

Im März 2024 besuchte Bayerns Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach das MLL. Der Besuch diente ihr dazu, sich über den Einsatz von KI und Digitalisierung in der hämatologischen Diagnostik zu informieren. Das MLL zeigte, dass moderne Technologien wie Automatisierung und KI den gesamten diagnostischen Prozess bereits effizient unterstützen – von der Probenannahme über diverse Laboranalysen bis hin zur Befundung. Ein besonderes Augenmerk lag auf den innovativen Projekten des MLL, die patientenspezifische Diagnosen effizienter und präziser für personalisierte Medizin machen.

Preisgekrönte Innovationsarbeit

Das MLL Münchner Leukämielabor wurde 2024 zum sechsten Mal in Folge mit dem TOP 100-Siegel für Innovationskraft ausgezeichnet. Diese Ehrung bewertet mittelständische Unternehmen nach Kriterien wie innovationsfördernde Führung, Innovationsklima, Prozesse, externe Orientierung und Erfolg. Die Jury fokussierte sich auf systematische Innovationsansätze und die Marktdurchdringung neuer Entwicklungen. Das MLL überzeugte vor allem durch seine moderne Diagnostik, die auf KI und automatisierte Prozesse setzt, die interdisziplinären Teams und den Einsatz von Technologien wie Next-Generation-Sequencing.

Auf dem Kongress der European Hematology Association (EHA) in Madrid standen im Juni gleich zwei Auszeichnungen mit dem MLL in Verbindung: MLL-Geschäftsführer Prof. Wolfgang Kern und seine Partner erhielten den EHA Innovation Grant für ihr Projekt zur Immunüberwachung von myelodysplastischen Neoplasien. MLL-Geschäftsbereichsleiter Gregor Hörmann, PhD, nahm stellvertretend für das European Competence Network Mastcytosis den HemaSphereAward für die meistzitierte Publikation entgegen.

Internationale Hilfe

Das MLL Münchner Leukämielabor unterstützt seit Juli 2022 das Netzwerk „Help for Ukrainian Hematology Patients (HUP)“, das gleich nach Beginn des Krieges gegründet wurde, um die hämatologische Versorgung in der Ukraine sicherzustellen. Das Netzwerk fördert die Einrichtung von Stammzelltransplantationsprogrammen und den Ausbau hämatologischer Diagnostik, unterstützt durch Telemedizin und internationale Kooperationen.

Seit Beginn der Initiative wurden am MLL über 2.200 Proben aus der Ukraine in rund 9.200 Untersuchungen analysiert, über 8.400 Befunde wurden versendet. Die Ergebnisse werden den ukrainischen Krankenhäusern vom MLL kostenlos und zeitnah zur Verfügung gestellt. Wichtige Organisationen wie die WHO, ASH und EHA sowie lokale und internationale Partner tragen zur Erfolgsgeschichte des Projekts bei, das als Blaupause für ähnliche Krisenregionen dienen könnte. Ab 2025 wird das MLL die lokale Laborstruktur in der Ukraine durch Know-how und engmaschigen Austausch auch von Personal noch enger unterstützen.

Zukunftsorientierte Personalarbeit

Die Personalarbeit am MLL spielt eine zentrale Rolle, um hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, weiterzuentwickeln und langfristig zu binden. Unsere Personalabteilung sichert durch gezielte Maßnahmen höchste Qualitätsstandards in der Diagnostik, Therapie und Forschung. 2024 standen neben dem Ausbau des KI-Fachteams besonders innovative Projekte und moderne Personalstrategien im Fokus, um den Fachkräftemangel im medizinischen Bereich aktiv anzugehen. Ein herausragendes Highlight des Jahres war die Einführung der internen „Akademie für technische Leitungen“. In sieben Modulen werden 17 technische Führungskräfte gezielt auf ihre disziplinarischen Aufgaben vorbereitet, die sie ab 2025 übernehmen. Zudem hat das MLL seine Arbeitgeberattraktivität durch viele neue Benefits weiter gesteigert.

Der zukunftsorientierte Ausblick

Das MLL ist äußert stabil aufgestellt und steht unverändert für den „Goldstandard“ in der Diagnostik, Behandlung und Erforschung von Leukämien. Ein hochmodernes State-of-the-Art-Labor und exzellentes, langjährig am MLL qualifiziertes Personal sowie hoch qualifizierte „neue Gesichter“ garantieren dies.

Aktuell gibt sich das MVZ eine modernisierte, nachhaltige und zukunftsorientierte Management-Struktur, um weiterhin und dauerhaft die bestmögliche Diagnostik für Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen durchführen zu können, zu wachsen – und sich optimal in einem von technologischer und regulatorischer Dynamik geprägten medizinischen Umfeld aufzustellen.

Die Geschäftsführung hat u.a. hierfür eine Reihe zukunftsorientierter Maßnahmen etabliert und setzt insbesondere auf die neu geschaffene erweiterte Geschäftsleitung (EGL), die seit Oktober 2024 operativ die diagnostischen und kaufmännischen Geschäftsbereiche leitet und bearbeitet. Der gesamte Prozess wird von Prof. Torsten Haferlach und Prof. Wolfgang Kern als Geschäftsführer sowohl des MLL Münchner Leukämielabors als auch des MLL MVZ gestaltet und umgesetzt.

Wir bedanken uns allseits für die hervorragende Zusammenarbeit, wünschen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2025 und freuen uns auf weiteren lebendigen Austausch zum Wohle all unserer Patientinnen und Patienten!

»Haben Sie Fragen zu den Inhalten dieses Berichtes oder dem MLL? Kontaktieren Sie uns gerne!«

Prof. Dr. med. Dr. phil. Torsten Haferlach

Geschäftsführung
Internist, Hämatologe und Onkologe

T: +49 89 99017-100