Primäre Myelofibrose (PMF)

  • Methode:
  • Antikoagulans:
  • Empfehlung:
  • Methode:
    Zytomorphologie
  • Antikoagulans:
    EDTA
  • Empfehlung:
    obligat
  • Methode:
    Immunphänotypisierung
  • Antikoagulans:
    EDTA oder Heparin
  • Empfehlung:
    fakultativ
  • Methode:
    Chromosomenanalyse
  • Antikoagulans:
    Heparin
  • Empfehlung:
    obligat
  • Methode:
    FISH
  • Antikoagulans:
    EDTA oder Heparin
  • Empfehlung:
    fakultativ
  • Methode:
    Molekulargenetik
  • Antikoagulans:
    EDTA oder Heparin
  • Empfehlung:
    obligat

Auf Basis der aktuellen Leitlinien und des aktuellen Forschungsstandes ergeben sich verschiedene diagnostische Empfehlungen für Patienten mit Primärer Myelofibrose. Wir haben Ihnen die wichtigsten Infos zur Klassifikation und den diagnostischen Methoden am MLL zusammengefasst. Zudem haben wir weiterführende Links zur Prognose und Therapie bei Primärer Myelofibrose zusammengestellt.

Primäre Myelofibrose: Klassifikation

Die Primäre Myelofibrose (PMF) zählt zu den myeloproliferativen, BCR::ABL1-negativen Neoplasien (MPN). Sie ist durch eine dominierende Proliferation der Megakaryozyten und Granulozyten im Knochenmark charakterisiert und weist in fortgeschrittenem Stadium eine zunehmende Retikulin- und/oder Kollagenfibrose auf.

Gemäß WHO-Klassifikation 2022 wird die PMF in 2 Stadien unterteilt (WHO 2022):

  • Primäre Myelofibrose, präfibrotisch
  • Primäre Myelofibrose, fibrotisch

Die Inzidenz der PMF liegt bei 0,44-1,5 / 100.000 Personenjahre und tritt überwiegend im Alter von 60-70 Jahren auf (WHO 2022).


Kriterien zur Diagnose der Primären Myelofibrose

Gemäß der WHO-Klassifikation müssen alle 3 Hauptkriterien und mindestens 1 Nebenkriterium der Diagnosekriterien erfüllt sein, um die Diagnose einer Primären Myelofibrose (fibrotisches Stadium) zu stellen.

Tabelle 1: WHO-Diagnose-Kriterien bei PMF im fibrotischen Stadium (WHO 2022)

Die Diagnose einer offenen PMF erfordert, dass alle drei Hauptkriterien und mindestens ein Nebenkriterium erfüllt sind.

Hauptkriterien:

  • Megakaryozytäre Proliferation und Atypien, begleitet von Retikulin- und/oder Kollagenfibrose Grad 2 oder 3
  • WHO-Kriterien für ET, PV, BCR::ABL1-positive CML, MDS oder andere myeloproliferative Neoplasien* sind nicht erfüllt
  • JAK2-, CALR-, oder  MPL-Mutation

oder

Nachweis eines anderen klonalen Markers**

oder

Fehlen einer reaktiven Myelofibrose***

Nebenkriterien:

Zutreffen von mind. 1 der folgenden Kriterien in 2 aufeinanderfolgenden Bestimmungen

  •  Anämie, nicht assoziiert mit Komorbiditäten
  • Leukozytose ≥ 11 x 109/L
  • Klinisch oder durch Bildgebung nachgewiesene Splenomegalie
  • Lactatdehydrogenase-Spiegel über der oberen Grenze des institutionellen Referenzbereichs
  • Leukoerythroblastisches Blutbild

* Myeloproliferative Neoplasien können mit einer Monozytose einhergehen oder diese im Verlauf der Erkrankung entwickeln; diese Fälle können eine chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) imitieren; in diesen seltenen Fällen schließt eine Vorgeschichte von MPN eine CMML aus, während das Vorhandensein von MPN-Merkmalen im Knochenmark und/oder MPN-assoziierten Mutationen (in JAK2, CALR oder MPL) eher die Diagnose einer MPN mit Monozytose als einer CMML unterstützt.

** bei Abwesenheit der drei wichtigsten klonalen Mutationen kann die Suche nach anderen Mutationen, die mit myeloischen Neoplasien assoziiert sind (z.B. ASXL1, EZH2, TET2, IDH1/IDH2, SRSF2, SF3B1) bei der Bestimmung der Klonalität der Erkrankung hilfreich sein

*** Knochenmarkfibrose durch sekundäre Infektion, Autoimmunerkrankung oder andere chronische entzündliche Erkrankungen, Haarzellleukämie oder andere lymphatische Neoplasien, metastasierte Tumorerkrankung oder toxische (chronische) Myelopathie

Primäre Myelofibrose: Diagnostische Methoden und ihre Bedeutung

Primäre Myelofibrose: Prognose und Therapie

Unter den BCR::ABL1-negativen myeloproliferativen Neoplasien weist die Primäre Myelofibrose den ungünstigsten Verlauf auf. Es besteht sowohl das Risiko der Progression der Erkrankung in das fibrotische Stadium, als auch das Risiko einer leukämischen Transformation. Während das mediane Gesamtüberleben bei circa 6-7 Jahren liegt (Passamonti & Mora 2023), sind die individuellen klinischen Verläufe sehr heterogen. Die Prognose wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die sich in klinische, zytogenetische und molekulargenetische Faktoren unterteilen lassen. Insbesondere für genetische Veränderungen ist die Beschreibung prognostisch relevanter Faktoren weiterhin Gegenstand der Forschung. Mit zunehmendem Kenntnisstand wurden sukzessive verschiedene prognostische Scoring-Systeme (~PSS) etabliert oder weiter entwickelt (Tab. 4). Eine Übersicht gibt auch die Onkopedia Leitlinie Primäre Myelofibrose.

Tabelle 4: Prognostische Scoring-Systeme bei PMF


Score

Prognostische Faktoren

IPSS (Cervantes et al. 2009)

Klinisch

DIPSS (Passamonti et al. 2010)

Klinisch

DIPSS Plus (Gangat et al. 2011)

Klinisch, Karyotyp

GPSS (Tefferi et al. 2014 [1])

Karyotyp, Mutationen

MIPSS (Vannucchi et al. 2014)

Klinisch, Mutationen

GIPSS (Tefferi et al. 2018 [2])

Karyotyp, Mutationen

MIPSS70 (Guglielmelli et al. 2018)

Klinisch, Mutationen

MIPSS70+ (Guglielmelli et al. 2018)

Klinisch, Karyotyp, Mutationen

MIPSS70+ Version 2.0 (Tefferi et al. 2018 [1])

Klinisch, Karyotyp, Mutationen

 

Eine Übersicht zu ausgewählten Therapeutika, die bereits für MPNs zugelassen oder in der klinischen Entwicklung sind, bietet eine Zusammenfassung von How et al. (How et al. 2023).

Primäre Myelofibrose: Empfehlung

Neben der Erhebung klinischer und laborchemischer Parameter sind eine histologische und eine zytomorphologische Untersuchung des Knochenmarks und Blutes, eine zytogenetische Analyse sowie molekulargenetische Untersuchungen (JAK2 V617F-Mutation, wenn negativ CALR, wenn negativ MPL) empfohlen. Gemäß der WHO-Klassifikation 2022 sind bei Primärer Myelofibrose zusätzlich ggfs. weitere molekulargenetische Analysen zu ergänzen (ASXL1, EZH2, TET2, IDH1/IDH2, SRSF2, SF3B1).

Stand: November 2023

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