Myeloische/lymphatische Neoplasien mit Eosinophilie und definierendem Gen-Rearrangement (MLN-TK)

  • Methode:
  • Antikoagulans:
  • Empfehlung:
  • Methode:
    Zytomorphologie
  • Antikoagulans:
    EDTA
  • Empfehlung:
    obligat
  • Methode:
    Immunphänotypisierung
  • Antikoagulans:
    EDTA oder Heparin
  • Empfehlung:
    fakultativ
  • Methode:
    Chromosomenanalyse
  • Antikoagulans:
    Heparin
  • Empfehlung:
    obligat
  • Methode:
    FISH
  • Antikoagulans:
    EDTA oder Heparin
  • Empfehlung:
    obligat
  • Methode:
    Molekulargenetik
  • Antikoagulans:
    EDTA oder Heparin
  • Empfehlung:
    obligat

Auf Basis der aktuellen Leitlinien und des aktuellen Forschungsstandes ergeben sich verschiedene diagnostische Empfehlungen für Patienten mit myeloischer/lymphatischer Neoplasien mit Eosinophilie und definierendem Gen-Rearrangement (MLN-TK). Wir haben Ihnen die wichtigsten Infos zur Klassifikation und den diagnostischen Methoden am MLL zusammengefasst. Zudem haben wir weiterführende Links und Literatur zur Prognose und Therapie bei MLN-TK zusammengestellt, damit Sie sich tiefergehend informieren können.

MLN-TK: Klassifikation

Myeloische/lymphatische Neoplasien mit Eosinophilie und definierendem Gen-Rearrangement (MLN-TK) sind seltene spezifische Erkrankungen. Die klinische und hämatologische Manifestation wird durch das am Rearrangement beteiligte Partnergen beeinflusst. Eine Eosinophilie ist charakteristisch, aber nicht zwingend vorhanden. Entsprechend der WHO-Klassifikation sind MLN-TK in folgende Subtypen unterteilt:

Tabelle 1: Übersicht genetischer Veränderungen und klinischer Präsentation bei MLN-TK (Reiter & Gotlib 2017, Wang et al. 2020, WHO 2022)

Subtyp

Präsentation

Genetik

PDGFRA

  • Eosinophilie
  • ↑ Serum-Tryptase
  • ↑ Mastzellen im Knochenmark

Kryptische 4q12-Deletion;
FIP1L1::PDGFRA; weitere Fusionspartner möglich

PDGFRB

  • Eosinophilie
  • Monozytose, imitiert eine CMML

t(5;12)(q32;p13); ETV6::PDGFRB, über 30 weitere Fusionspartner

FGFR1

  • Eosinophilie
  • Phänotypisch mögliche Präsentation als MPN, MDS/MPN

 

8p11-Translokation, unterschiedliche Fusionspartner – bislang 14 beschrieben

JAK2

  • Eosinophilie
  • Hyperzelluläres Knochenmark mit großen Aggregaten von unreifen erythroiden Vorläufern und Myelofibrose

t(8;9)(p22;p24.1); PCM1::JAK2, andere Fusionspartner möglich

FLT3

  • MPN-Eigenschaften oder T-ALL mit assoziierter Eosinophilie
  • Phänotyp kann variieren

t(12;13)(p13q;12.2); FLT3::ETV6, weitere Fusionspartner beschrieben

ETV6::ABL1

  • Eosinophilie
  • Muss von B-ALL mit ETV6::ABL1 unterschieden werden

Kryptische t(9;12)(q34;p13); ETV6::ABL1

MLN mit anderen TK-Fusionsgenen

  • Eosinophilie
  • Leukozytose, Anämie, Thrombozytopenie und/oder Monozytose

Weitere nicht spezifisch definierte TK-Fusionsgene (z.B. ETV6::FGFR2; ETV6::LYN; ETV6::NTRK3; RANBP2::ALK; BCR::RET; FGFR1OP::RET)

 

Allen Subtypen gemeinsam ist die konstitutive Aktivierung einer Tyrosinkinase bei stark heterogenem klinischem Erscheinungsbild. Im Wesentlichen lassen sich für myeloische/lymphatische Neoplasien mit Eosinophilie und TK-Genfusion zwei Krankheitsphasen unterscheiden: die chronische Phase und die Blastenphase. In der chronischen Phase präsentiert sich die Erkrankung in der Regel als MPN oder MDS/MPN. In der Blastenphase tritt sie als eine akute Leukämie (AMLALL oder ALAL (Acute Leukemia of Ambigous lineage)) und/oder als extramedulläre Erkrankung (z.B. Myeloisches Sarkom, Lymphom) in Erscheinung (Gerds et al. 2020).

MLN-TK: Diagnostische Methoden und ihre Bedeutung

MLN-TK: Prognose und Therapie

Einen Vorschlag zu umfassenden Therapie-Ansprechkriterien von Patienten mit MLN-TK, die im Rahmen der FIGHT-203 Studie primär für MLN mit FGFR1-Rearrangement unter Pemigatinib erhoben wurde, gibt es von der MLN International Working Group (MLN IWG). Diese Kriterien basieren auf den heterogenen klinischen Präsentationen der Patienten aus der FIGHT-203 Studie und könnten bei verschiedenen Therapieansätzen hilfreich sein (Shomali et al. 2023).

Gutes Therapieansprechen bei Neoplasien mit Eosinophilie und PDGFRA- und PDGFRB-Rearrangements

Unabhängig vom Partnergen ist der Nachweis von PDGFRA-Rearrangements aus therapeutischer Sicht von großer Bedeutung, da diese meist ein gutes Ansprechen auf eine Behandlung mit Tyrosinkinase-Inhibitoren zeigen (Cools et al. 2003). Insbesondere Patienten mit FIP1L1::PDGFRA-Rearrangements erreichen eine tiefe molekulare und langanhaltende Remission. Einen Überblick hierzu bietet die Onkopedia Leitlinie Eosinophilie: Primäre klonale Eosinophile und Differentialdiagnosen (früher: Myeloische Neoplasien mit Eosinophilie). In ersten, meist retrospektiven, Studien wird gegenwärtig evaluiert, ob, analog zu einem TKI Stopp bei der CML, ein Aussetzen der Imatinib-Behandlung möglich ist (Klion et al. 2007, Gerds et al. 2020, Metzgeroth et al. 2020).

Ein ebenfalls gutes therapeutisches Ansprechen auf Tyrosinkinase-Inhibitoren und langzeitige Remissionen konnten bei Patienten mit PDGFRB-Rearrangements beobachtet werden (Cheah et al. 2014, Di Giacomo et al. 2022).

Hohe Transformationsrate zur AML bei PCM1::JAK2-Rearrangement und FGFR1-Rearrangement

Myeloische und lymphatische Neoplasien mit Eosinophilie und PCM1::JAK2-Rearrangement bzw. FGFR1-Rearrangement weisen eine hohe Transformationsrate zu akuten Leukämien auf.

Aggressiver Verlauf bei FLT3-Rearrangements

FLT3-Rearrangements sind mit einem aggressiven Krankheitsverlauf assoziiert. Mit FLT3/Multikinase-Inhibitoren kann ein kurzzeitiges hämatologisches und zytogenetisches Ansprechen erzielt werden, weshalb eine Stammzelltransplantation als kurativer Ansatz für geeignete Patienten in Erwägung gezogen werden sollte (WHO 2022).

Ungünstige Prognose für unbehandelte Patienten mit ETV6::ABL1-Rearrangement

Bei frühzeitiger Diagnose des ETV6::ABL1-Rearrangements konnten Tyrosinkinase-Inhibitoren der zweiten Generation bereits komplette und langanhaltende Remissionen bewirken. Unbehandelt bzw. bei Vorliegen einer Blastenphase ist jedoch eine ungünstige Prognose beschrieben (Schwaab et al. 2020, Yao et al. 2021).

MLN-TK: Empfehlung

Bei klinischem und zytomorphologischem Verdacht auf myeloische/lymphatische Neoplasien mit Eosinophilie und definierendem Gen-Rearrangement sollte zur Diagnose sowohl für die Klassifikation nach WHO als auch wegen der immensen therapeutischen Konsequenzen ein umfassendes Screening mittels Zytogenetik (Chromosomenanalyse & FISH) und Molekulargenetik durchgeführt werden.

Aufgrund der Seltenheit dieser Erkrankungen kann die Erfassung in das Register für Patienten mit seltenen myeloischen Neoplasien empfohlen werden.

Stand: September 2023

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